Pilgerweg durch Frechen-Bachem

Bachemer Pilgerweg (Erstellt mit Maps3D, gpxstudio.github.io und inkatlas.com)

Karte: Der Weg zum Ausdrucken als PDF-Datei.

GPS: Der Weg als GPS-Track im .GPX-Format zum Laden in eine Wander- oder Naviationasapp.

Profil: Länge: 6.6 km, Dauer: 1.5-2h, Aufstieg: 45m, Schwierigkeit: Leicht

Autor: Dagmar Falcke


Informationen zum Ort

Der alte Ort lag südlich der B 264 langgestreckt im Bachtal des Bachemer Baches, der mit zwei Quellen am Villehang beim Feldhof entsprang und im weiteren Lauf die Burgweiher von Burg Bachem, Haus Bitz und Burg Hemmerich und dazu noch zwei Mühlen speiste, bevor er sich mit dem Frechener Bach vereinigte.
Der Ortsname Bachem leitet sich von Bach-Heim ab. Im Prümer Urbar, dem Güterverzeichnis der Abtei Prüm von 893, ist der Ort zum ersten Mal erwähnt. Im Mittelalter gehörte Oberbachem mit der Burg Bachem und Unterbachem mit Hemmerich zu verschiedenen Territorien nämlich Herzogtum Jülich und Kurköln. Bachem hatte deshalb auch zwei Kirchen, die jeweils in der Nähe der Burgen standen. Im Bereich, wo einst die zu Hemmerich gehörende Marienkirche stand, wurde 1960 die Heilig-Geist-Kirche errichtet.
1794 wurde der Ort von französischen Revolutionstruppen besetzt. 1815, nach den Koalitionskriegen, fiel Bachem an das Königreich Preußen. Bachem bildete im Kreis Köln, Regierungsbezirk Köln, eine eigene Gemeinde, die zur Bürgermeisterei Frechen gehörte. Am 1. Dezember 1910 hatte Bachem 1702 Einwohner. 1927 schloss sich Bachem mit den Gemeinden Frechen und Buschbell zusammen. Bachem wurde im 20. Jahrhundert lange durch die Industrie des Rheinischen Braunkohlereviers geprägt. Die Grube und Brikettfabrik Schallmauer, benannt nach der Wasserburg Schallmauer an der Grenze zu den Hürther Ortsteilen Gleuel und Berrenrath, bestand von 1901 bis 1963. Heute erinnert nur ein Magazingebäude in der Schallmauerstraße, in dem eine Schule untergebracht ist, an diese Vergangenheit. (Infos angelehnt an Wikipedia)

Link: Kleiner Bachem-Führer von Hubert Bühr – Frechenschau.de

Die Stationen des Weges

1 Kirche Heilig Geist

Die neue Pfarrkirche im Unterdorf an der Hubert-Prott-Straße, errichtet 1960, löste die Mauritiuskirche an der Burg als Hauptkirche ab. Sie wurde 1962 dem Heiligen Geist geweiht. Der große Kirchraum lädt – wenn die Kirche offen ist – zum Schweigen und Schauen ein. Das große Glasfries mit einer Darstellung des Fischfangs verdient es, in Ruhe betrachtet zu werden. Und vielleicht ist auch noch einmal die Zeit, den Raum zu nutzen und ein Lied zu singen.

2 Marienkapellchen

Dieses kleine Muttergotteshäuschen kann im Vorbeigehen fast übersehen werden, so klein ist es. Aber Blumen und eine Kerze zeugen davon, dass es doch wahrgenommen wird. Für mich als evangelische Christin erzählt es mir von der Wichtigkeit, die Maria für unsere katholischen Geschwister hat. Die Inschrift „Ave Maria“ nennt den Anfang eines der zentralen Gebete der katholischen Kirche: „Gegrüßet seist du, Maria!“ Grüßen kann ich sie doch auch, oder? Und sie mich!

3 Altes Pfarrhaus

An der Ecke Mauritiusstraße / Hubert-Prott-Straße steht das alte katholische Pfarrhaus. Es wurde 1738 in die Mitte des Dorfes gebaut. Die Pastoren Boumanns und Schulte bewohnten dieses Haus jeweils 60 Jahre! Das denkmalgeschützte Pfarrhaus wurde im Laufe der Jahrhunderte nicht immer als solches genutzt. Seit 1960 ist es wieder Pfarrhaus. Heute ist es auch Station des keramischen Wanderwegs durch Frechen. Eine kleine Tafel informiert darüber.

4 Kapellchen vor Gut Hemmerich

Als ich Kind war, gab es einen kleinen Fußweg entlang der Mauer, die das Gut Hemmerich umgibt. Am Ende des Weges auf das Muttergotteshäuschen zu treffen, hat mich schon damals gefreut. Heute geht, joggt, radelt… man eigentlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite entlang des Feldes. Aber ein Innenhalten an dieser Stelle kann doch einen bewegenden Blick auf eine Pieta werfen. Maria hält ihren gestorbenen Sohn Jesus im Arm. Mitten im Alltag eine Einladung zum Gedenken an Jesus und das Leid, das es in der Nähe und Ferne gibt.
Die große Inschrift auf dem Boden „Salve Regina“ (Gegrüßet seist du, Königin) nimmt wieder Maria in den Blick. Ich denke eher über das Leiden Jesus nach, jeder, wie er oder sie mag…

5 Gut Neu-Hemmerich

Gut Neu-Hemmerich ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, zu dem auch die Windkraftanlage auf dem gegenüberliegenden Acker. Seit dem 18. Jahrhundert entwickelte sich das Gelände der früheren Burg Hemmerich in zu einem großen Landgut. Heute besitzt Familie Lindemann-Berk das Gut Neu-Hemmerich in vierter Generation und produziert vor allem Kartoffeln.

Auf dem Gelände des Gutes befindet sich eine Ruine der mittelalterlichen Burg Hemmerich. Sie ist die älteste der drei Burganlagen Bachems, aber nicht öffentlich zugänglich.

Ruine Burg Hemmerich

Wer Zeit und Lust hat, kann hier noch eine Runde „ums Feld“ anschließen. Eine Bank am einzigen Baum lädt – je nach Wetterlage – zu einer kleinen Pause ein.


6 Ehemalige evangelische Kirche

1973 wurde dieses Gebäude als evangelisches Gemeindezentrum eingeweiht. Es waren ursprünglich weitere Gebäude, u.a. auch eine Kirche geplant. Diese wurden allerdings nie gebaut. Gottesdienst und Gemeindegruppen fanden in diesen Räumlichkeiten statt. Besonders die Familien – und Kinderarbeit war hier sehr aktiv. 2008 musste die evangelische Gemeinde dieses Zentrum aufgeben. Zurzeit werden die Räume vom Christlichen Jugenddorf als Ausbildungsstätte genutzt.

7 Kreuz auf dem Bachemer Friedhof

Zentral auf dem Bachemer Friedhof findet sich ein Hochkreuz aus dem Jahr 1913. Wenn sich der Pilger oder die Pilgerin einen geeigneten Standpunkt sucht, weist es zwischen den Bäumen (in welchen man übrigens grüne Papageien entdecken kann), in den Himmel. Die Sockelinschrift lautet: “Der Tod ist die Pforte zum Ewigen Leben, wenn hoffend wir der Erde Leid entschweben“.
Dieser städtische Friedhof wird seit 1927 genutzt. Vielleicht stand dieses Kreuz ja früher auf dem alten Friedhof an der Mauritiuskirche?

8 Wegkreuz Fürstenbergstraße

Dieses von einem unbekannten Künstler geschaffene Wegekreuz gehört ganz selbstverständlich zum Ortsbild. Viele Grundschüler gehen auf ihrem alltäglichen Weg zur Mauritiusschule hier vorbei. Der Kopf der Christusfigur ist nach vorne geneigt. Auf dem Sockel findet sich die Inschrift: „Mein Jesus – Barmherzigkeit“. Ob die Schulkinder oder auch die erwachsenen Bachemer diese Worte im Bewusstsein haben? Sie können unsere nächsten Schritte begleiten.

9 Wimmaruskapelle

Gleich am Mahlweiher liegt die Wimmaruskapelle. Der Neubau wurde am 25. September 1954 geweiht. An der Kapelle liegt der historische Brunnenstein des ehemaligen Wimmarusbrünnchens. Eine Stele informiert über die Historie dieses Brünnchens.

10 Der Mahlweiher

gehört eigentumsrechtlich zur Burg Bachem. Er war ursprünglich ein Gewässer zur Speicherung des Wassers aus dem Bachemer Bach. Nach Öffnen eines Schiebers konnte eine nahegelegene Wassermühle angetrieben werden. Die Fließgeschwindigkeit des Baches allein hätte nicht ausgereicht, um das Mühlrad anzutreiben. Die Mühle gegenüber der Mauritiuskirche existiert nicht mehr.
Der Weg führt noch ein kleines Stück weiter zwischen Feld und Schreibergärten. Mit einem geschnitzten Fisch verabschiedet sich der Angelverein „Hecht Heil“, dessen Revier der Mahlweiher ist. Wir sind wieder auf der Schlossstraße.

11 Feldhof

Hier stand im 16. Jahrhundert eine der drei Bachemer Mühlen. In historischen Quellen werden eine „Alte Mühle“, eine Papiermühle sowie eine Getreidemühle genannt. Der Bachemer Bach trieb vermutlich das Mühlrad der Feldhofmühle an. Heute ist vom Bachemer Bach eigentlich nichts mehr zu erkennen. Allerdings ist der Weg durch das kleine Waldstück entlang des Feldes auch heute oft noch ziemlich schlammig. Durch den Braunkohle- und Torfabbau hat der Bach wohl schon im vorletzten Jahrhundert kaum noch Wasser geführt, so dass der Mahlbetrieb dann eingestellt wurde. Heute ist der Feldhof aufwendig und denkmalgerecht restauriert worden. Die Gebäude werden seit Juli 2014 wieder als Wohnanlage genutzt. Die Anordnung der einzelnen Baulichkeiten mit Innenhof wurde beibehalten.

12 Wegkreuz an der Schlossstraße

Dieses Ortskreuz nimmt der Autofahrer beim Abbiegen nach Bachem oft nur aus dem Augenwinkel wahr. Bewusst erlebt ist es ein erstes stein-gewordenes christliches Zeugnis auf der Runde durch diesen Ortsteil. Errichtet wurde es 1895. Die Inschrift lautet:
„Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt. 16,24)
Vielleicht kann das Nachfolgen heute erst einmal mit dem Folgen der (Pilger-)Spuren durch Bachem beginnen.

13 Burg Bachem

Von der Schlossstraße aus hat man einen schönen Blick auf den Zuweg zur Burg. Diese aufwendig sanierte Wasserburg ist in Privatbesitz der Familie von Fürstenberg. Sie wird sowohl von den Besitzern, als auch von Mietern bewohnt. Dies gilt auch für die zur Burg gehörenden Wirtschaftsgebäude. Für die Öffentlichkeit ist sie nur bis zum Tor vor der Brücke zugänglich.

14 Kirche St. Mauritius

Die barocke Kirche St. Mauritius bildet zusammen mit der Burg Bachem ein historisches Wahrzeichen Bachems. Erbaut wurde sie 1721. Erst 1935 wurde der Glockenturm errichtet, da zuvor wohl nicht das nötige Geld zur Verfügung stand. Die Kirche wurde dem heiligen Mauritius geweiht. St. Mauritius war römischer Offizier (Mohr = Maure = Mauritius).
Im Jahr 1935/36 und auch in den 50er Jahren wurde auch die Kirche renoviert und umgestaltet. Heute finden hier keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt. Wenn die Türe offen ist, lohnt sich unbedingt ein Blick ins Innere. Und vielleicht ist hier auch Gelegenheit, ein Lied zu singen… Rund um die Kirche befindet sich der alte Bachemer Friedhof. In meiner Kindheit war er frei zugänglich und erinnere ich mich an eine für mich geheimnisvolle Grotte. Diese kann man – wie den gesamten Friedhof – heute nicht mehr besuchen. Aber ein Foto können wir zeigen!

Grotte auf dem alten Friedhof an St. Mauritius

15 Wegkreuz Lahnstraße

Auch das nächste Flurkreuz steht schon seit über 100 Jahren an dieser Stelle auf einer kleinen Grünfläche. Bleibt man stehen und schaut etwas genauer, dann können die Proportionen verwundern. Der gestufte Sockel ist im Verhältnis viel wuchtiger und größer als das Kreuz selbst. Über uns eine eher kleine Christusfigur. Vielleicht trifft das gar nicht so selten unser alltägliches Verhältnis zu Jesus. So viel Raum geben wir ihm oft nicht. Die Inschrift enthält einen ernsten Aufruf: „Rette deine Seele!“ Theologisch habe ich da einige Fragezeichen. Können wir unsere Seele selbst retten? Aber um meine Seele mag ich mich kümmern! Vielleicht sind wir ja auch deshalb unterwegs?

16 Haus Bitz

Durch einen verschlossenen Zaun werfen wir einen Blick auf das Haus Bitz . Quellen datieren einen Vorgängerbau auf das 9. Jahrhundert. Somit stellt es die Keimzelle von Bachem dar und zählt zu einer der drei Burganlangen von Bachem. Die lange Geschichte umfasst Stationen als fränkische Hofanlage, Wasserschloss und repräsentatives Herrenhaus.Im zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Gebäude zerstört; andere verrotteten in den Nachkriegsjahrzehnten. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte eine umfangreiche Renovierung durch die Stadt Frechen. Seitdem gibt es immer wechselnde private Nutzungen des Anwesens.

Ende

Der Pilgerweg endet mit einer kurzen Schleife über den kleinen Park, am Denkmal mit dem thronenden Jesus vorbei wieder an der Kirche Heilig Geist. Wer will, kann entlang der Gleueler Straße, Richtung B264, noch ins kleine Dorfzentrum gehen und sich dort mit Eis, Pizza, Fritten oder Kuchen und Teilchen belohnen.

Pilgern durch Frechen-Bachem

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